Peter Weiss
Die ersten Lesungen und Gespräche über Peter Weiss hatte die Bibliothek bereits 1995 veranstaltet. Einige Vereinsmitglieder beschäftigten sich damals und in den Folgejahren mit seiner Ästhetik des Widerstands. Dieser Roman gehört zu den wenigen literarischen Werken, die verborgene soziale und kulturelle Entwicklungslinien des zwanzigsten Jahrhunderts aus der Sicht der siebziger Jahre aufdecken, ohne den Anspruch zu erheben, nun die endgültige, absolute Wahrheit gefunden zu haben.
An diesem Werk über den deutschen und europäischen Widerstand gegen den Faschismus hatte Peter Weiss fast ein Jahrzehnt gearbeitet. Sein Text räumt mit vielen Schablonen, Lügen und Klischees auf, die in Ost oder West jeder erst einmal überwinden muss, wenn er zu den Tatsachen vordringen will. Die Erinnerungen und Gedanken des Erzählers ermöglichen es, einen langen, bitteren Erkenntnisprozess nachzuvollziehen. Ein solches Buch konnte seinen Leserinnen und Lesern helfen, das Jahr 1989/90 zu verstehen. Peter Weiss, der die Krise des Sozialismus sehr früh vorausgesehen hatte, hielt auch in Zeiten der Fehlentwicklungen und Niederlagen daran fest, dass es Alternativen zum Kapitalismus geben müsse.
Warum Peter Weiss? heißt ein Interview, das Prof. Dr. Jürgen Schutte im Informationsblatt der Internationalen Peter Weiss-Gesellschaft veröffentlichte.
Im Sommer 2001 schrieb uns Frau Gunilla Palmstierna-Weiss aus Stockholm. Sie begrüßte und genehmigte unser Vorhaben, der Bibliothek den Namen »Peter-Weiss-Bibliothek« zu geben.
Am 10. Mai 2002 erhielt die Alternative Bibliothek Hellersdorf den Namen »Peter-Weiss-Bibliothek«. Eine Veranstaltung im Kinosaal des Klubs Kiste erinnerte an den Tag des Freien Buches und würdigte Leben und Werk des engagierten Schriftstellers und Künstlers Peter Weiss anläßlich seines 20. Todestages. Dazu sprachen Prof. Gunilla Palmstierna-Weiss (Stockholm), der Vorsitzende der Internationalen Peter Weiss-Gesellschaft, Dr. Arnd Beise (Marburg), und Prof. Dr. Norbert Krenzlin (Berlin). Der Verein veröffentlichte die Reden zur Namensgebung unter dem Titel Kultur ist: zu wagen, einem Zitat aus den Notizbüchern von Peter Weiss.
Von 1995 bis 2012 konnte die Bibliothek in Zusammenarbeit mit der Internationalen Peter Weiss-Gesellschaft zu vierundzwanzig öffentlichen Veranstaltungen über Leben und Werk von Peter Weiss einladen. Zu den Gästen gehörten auch die Verfasser oder Herausgeber wichtiger Neuerscheinungen:
Prof. Dr. Jürgen Schutte: Peter Weiss. Die Notizbücher. Kritische Gesamtausgabe.
Dr. Jens-Fietje Dwars: Und dennoch Hoffnung. Peter Weiss. Eine Biographie. Dr. Rainer Gerlach: Der Briefwechsel zwischen Peter Weiss und seinem Verleger Siegfried Unseld. |
Anläßlich der Einweihung des Peter-Weiss-Platzes am 11. Juni 2007 in Berlin-Hellersdorf veröffentlichte der Verein eine kurze Ansprache: Wer war Peter Weiss?
Eine umfassende Antwort auf diese Frage enthält der empfehlenswerte Artikel
Peter Weiss bei Wikipedia.
Gemeinsam mit der Internationalen Peter Weiss-Gesellschaft konnte die Peter-Weiss-Bibliothek am 7. November 2010 zum ersten Mal eine schwedisch-deutsche Lesung veranstalten. Nach einer Einführung von Dr. Arnd Beise lasen Nadja Weiss (Stockholm) und Klaus-Jürgen Liedtke (Berlin) Texte aus dem Mikro-Roman von Peter Weiss: Der Schatten des Körpers des Kutschers. Das anschließende Gespräch war offen und lebhaft. Alle Plätze waren besetzt, sogar die Stehplätze. Wir freuten uns, daß Gunilla Palmstierna-Weiss und weitere Mitglieder ihrer Familie zu dieser Matinee gekommen waren.