Sonntag, 13. November 2011, 10.30 Uhr

Eine Veranstaltung anläßlich des 95. Geburtstages von Peter Weiss

Die Darstellung des spanischen Bürgerkriegs in der »Ästhetik des Widerstands« von Peter Weiss – Lichtbildervortrag von Prof. Dr. Jürgen Schutte.

Peter-Weiss-Bibliothek, Hellersdorfer Promenade 24, 12627 Berlin.
Eintritt frei. Platzreservierung: 030-9 91 20 08

Prof. Dr. Jürgen SchutteDer Vortrag vermittelt neue Einblicke in die Werkstatt des Schriftstellers Peter Weiss und in die Entstehungsgeschichte seines Romans »Die Ästhetik des Widerstands«.

Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands  Es ist nicht leicht »Die Ästhetik des Widerstands« zu lesen, doch das trifft auch auf andere große Romane des 20. Jahrhunderts zu: »Doktor Faustus« von Thomas Mann, »Ulysses« von James Joyce oder »Der Mann ohne Eigenschaften« von Robert Musil. »Die Lektüre moderner Texte ist Arbeit«, sagt Jürgen Schutte. Die kann man dem Leser  nicht abnehmen. Man kann ihm aber Zugänge öffnen, hinter denen das scheinbar Verborgene erkennbar und der Text verstanden wird.

Zugänge sind zu finden, wenn man den richtigen, wesentlichen Fragen nachgeht. Wie ist dieser Roman – nach vielen vergeblichen Versuchen – entstanden? Wie hat sich Peter Weiss Kenntnisse beschafft und verarbeitet über Ereignisse, an denen er nie teilhatte, über Personen und Orte, die er nur vom Hörensagen kannte?  Man gewöhnt sich nur schwer an seine Schreibweise. Hat der Autor sie willkürlich gewählt oder entspricht sie bestimmten Absichten? Welchen Zielen der Darstellung dienen die stilistischen Elemente und die Form der »Ästhetik der Widerstands«?

Die Notizbücher. Kritische GesamtausgabeDiese und andere Fragen stellt und beantwortet Prof. Dr. Jürgen Schutte, der nach jahrelanger intensiver Arbeit alle handschriftlichen Notizbücher von Peter Weiss übertragen und auf einer CD-Rom erschlossen hat. Sie wurde 2006 veröffentlicht. »Die Notizbücher. Kritische Gesamtausgabe« sind eine authentische Quelle für die Untersuchung der Arbeitsweise von Peter Weiss.

Ergebnisse seiner Untersuchung, die den Lesern Lust auf eine Lektüre des Romans machen sollen, vermittelt Prof Dr. Jürgen Schutte am Beispiel der Darstellung des Spanischen Bürgerkriegs (in der zweiten Hälfte des ersten Bandes der »Ästhetik des Widerstands«). Der namenlose Erzähler des Romans, ein zwanzigjähriger Arbeiter aus Berlin, ist 1937 über die Tschechoslowakei nach Spanien gekommen, um sich den Internationalen Brigaden anzuschließen. Er will an die Front, aber da er vor ein paar Jahren in Deutschland zum Sanitäter ausgebildet wurde, ist nun sein Platz im Lazarett Cueva la Potita. Sein Leiter, der Arzt Max Hodann, braucht einen Helfer für Administration und Krankenpflege. Das ist der Rahmen des Spanien-Kapitels in der  »Ästhetik des Widerstands«.

Jürgen Schutte, geb. 1938, Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte an der FU Berlin und der Universität Zürich. Promotion 1971, Habilitation 1981, Professor 1992. Seit 2003 im Ruhestand.
Weitere Veröffentlichungen: Einführung in die Literaturinterpretation (1985) - Berliner Moderne (Hrsg., mit Peter Sprengel, 1987) - Dichter und Richter. Die Gruppe 47 und die deutsche Nachkriegsliteratur (Hrsg., 1988) - Peter Weiss. Leben und Werk (mit Gunilla Palmstierna-Weiss, 1991). - Peter Weiss: Das Kopenhagener Journal. Kritische Ausgabe (Hrsg. 2006 mit Rainer Gerlach) - Diesseits und jenseits der Grenze. Der Briefwechsel zwischen Peter Weiss und Manfred Haiduk 1965-1982 (Hrsg. 2010 mit Rainer Gerlach).

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