Donnerstag, 23. Mai 2013 um 18.30 Uhr
»Kulturnation Deutschland? Streitschrift wider die modernen Vandalen«. Lichtbildervortrag von Dr. Peter Michel, Moderation: Dr. Gertraude Sumpf
Peter-Weiss-Bibliothek, Hellersdorfer Promenade 24, 12627 Berlin.
Eintritt frei. Platzreservierung: 030 - 9 91 20 08
Peter Michel zeichnet eine »Spur der Schande«. Etwa die Hälfte der DDR-Kunstwerke im öffentlichen Raum wurde demontiert, verdeckt oder verunstaltet. Werke von Künstlern der DDR wanderten in die Magazine der Museen.
In der »Kulturnation Deutschland« ist der Umgang mit Kunst der DDR – trotz hoffnungsvoll stimmender Ausnahmen – noch immer weitgehend geprägt durch eine politische »Aufarbeitung des DDR-Unrechts« nach den Regeln der Totalitarismusdoktrin. Der Vereinigungsvertrag 1990 hatte versichert, daß Kunst und Kultur im Einigungsprozess einen unverzichtbaren Beitrag leisten würden. Die kulturelle Substanz im Beitrittsgebiet dürfe keinen Schaden nehmen. Die Realität sieht anders aus. Die Beispiele des Wende- und Nachwendevandalismus häufen sich.
Es gehört zu den Stärken dieser Streitschrift, daß Beispiele der Kulturbarbarei nicht isoliert von ihrem historischen und weltweiten Kontext beschrieben werden. Auch die Fehler der eigenen DDR-Vergangenheit werden nicht verschwiegen: »Neben oft schwer erarbeiteten, bleibenden Wiederaufbau- und Restaurierungsleistungen gab es falsche Entscheidungen, Verfall und engstirnige Begründungen für den Abriß erhaltenswerter Denkmale.« Der Autor konstatiert, daß bei solchen Vorgängen stets verschiedene Ursachen ineinander greifen: »Rache an einem gescheiterten Gesellschaftsversuch, Verdrängen von Geschichtsbewusstsein und Vermarktungsmechanismen mit kulturzerstörerischen Folgen.«
»Es geht auch anders.« Unter dieser Überschrift beschreibt Peter Michel aktuelle Beispiele eines verantwortungsvollen Umgangs mit Kunstwerken, die in der DDR entstanden sind.
Peter Michel, geboren 1938 in Freyburg (Unstrut), 1956–1959 Studium am Pädagogischen Institut Erfurt (Germanistik und Kunsterziehung), 1959– 1964 Lehrer. 1974 Promotion zum Dr. phil. 1974–1987 Chefredakteur der Zeitschrift Bildende Kunst. 1979–1991 Mitglied der UNESCO-Organisation AICA. 1991–2003 freier Mitarbeiter im pb-Verlag München. 2004 -2008 und ab 2012 Chefredakteur der Zeitschrift ICARUS.
Er schrieb zahlreiche Beiträge für nationale und internationale Kunstzeitschriften, Katalogtexte sowie Rezensionen und andere Pressebeiträge. Buchpublikationen: Die Staffelei im Hühnerhof und Buchbilder im Kinderbuchverlag Berlin, Ankunft in der Freiheit. Essays gegen den Werteverlust der Zeit, Verlag am Park in der Edition Ost.
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